GLÜCKLICHES
ARABIEN ?
Mythos und Realität im Reich
der Königin von Saba
18. Januar – 2. Juli 2017
www.antikenmuseumbasel.ch
GLÜCKLICHES
ARABIEN ?
Mythos und Realität im Reich
der Königin von Saba
18. Januar – 2. Juli 2017
Foto: © H. Fiebig.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
7
Die Königin von Saba – Facts vs. Fiction
11
Altsüdarabien im Fokus der antiken Autoren:
Die Erfindung der Arabia Felix
21
Entdeckungs- und Forschungsgeschichte
29
Schriften und Sprachen im alten Südarabien
41
Die Bewässerungslandwirtschaft:
Die Lebensgrundlage Südarabiens
51
Die Grundlage des altsüdarabischen Reichtums:
Der Handel mit Duftstoffen
61
Die Königreiche Südarabiens:
Ein historischer Überblick
71
Städte und Dörfer in Altsüdarabien
80
Die Religion Altsüdarabiens
91
Tod und Totenkult
103
Zeittafel
110
Weiterführende Literatur
112
Vorwort
Im holografischen Weltbild des österreichisch-amerikanischen Physikers Fritjof
Capra kann man nicht in den Kategorien von Ursache und Wirkung denken,
wenn man Geschehnisse begreifen will, die nicht an Raum und Zeit gebunden
sind. Die Realität verliert an Schärfe, das Verschwommene wird zur genaueren
Darstellung. Eine neue Wirklichkeit entfaltet sich in ungeahnten Möglichkeiten,
die nur durch religiöse Erfahrung wahrgenommen werden können.
Auch die Königin von Saba – ähnlich wie ihr Ursprungsland – hat nicht nur
mit einer Realität zu tun. In den alten Schriften ist sie die Königin eines reichen
südarabischen Landes, sie trifft sich mit König Salomo in Jerusalem und
überbringt ihm 120 Talente Gold, eine Unmenge Gewürz sowie Edelsteine.
Was wie ein politisches Gipfeltreffen auf höchster Ebene aussieht, ist nur die
eine Realität. In Wahrheit sei die Königin gekommen, weil sie von der Weisheit
Salomos und von seinem Gott gehört hatte. Sie wolle ihn „mit Rätseln erproben
(…) Und Salomo erklärte ihr alles: es war dem König nichts verborgen“.
Die Episode hat mehr mit transzendenter Mystik als mit Geschichte zu tun.
Historisch kann man so gut wie nichts beweisen: Die Chronologien stimmen mit
der Erzählung nicht überein, ein „Königtum von Saba“ ist erst 300 Jahre nach
der biblischen Überlieferung gesichert und seine Herrscher waren ausnahmslos
Männer. Auch über die Existenz eines Königs namens Salomo gibt es keine
archäologischen Hinweise.
Ähnlich wie im Krieg von Troja, bei der Gründung Roms oder bei der
Entdeckung der letzten Thule, werden wir nie genau wissen, was diese
Überlieferungen reflektieren und was tatsächlich geschehen ist. Das ist ja
auch nicht der Sinn dieser idealen Parallelwelten, die lediglich unsere Phantasie
beflügeln sollen. Dort wo die Realität zum Mythos steigt, entfaltet sich Neues
und Kräftiges, die Menschen sind Helden und Könige, die Welt wird zum
Paradies, das Haus ist ein Palast und die Möglichkeiten – physisch wie geistig –
sind unbegrenzt.
In dieser Ausstellung interessiert uns die Metaebene zwischen Realität und
Mythos. Was ist materiell überliefert? Was erzählen die Bibel, der Koran oder
die klassischen Quellen dazu? Welche sind die Realitäten und wie weit reichen
die Mythen? „Eudaimon Arabia“ der Griechen oder „Arabia Felix“ der Römer –
ist eine antike Bezeichnung, die prosperierend meint und glücklich impliziert.
Der effektive Reichtum Arabiens dank den Aromata beflügelte im Westen wie im
Osten die Vorstellung eines reichen und märchenhaften Landes jenseits der Realität.
Aromata brennen auch in allen Ritualen und haben in der Kommunikation mit den
Göttern eine zentrale Bedeutung. Wer Aromata besass, hatte Zugang zu anderen
Erfahrungen und durfte sich glücklich nennen.
In Zeiten gezielter Zerstörung von Weltkulturerbe bleibt auch das antike Südarabien,
d.h. das Gebiet des heutigen Jemens, nicht verschont. Ein Stellvertreterkrieg mit
unklaren Zielen und Kriegsparteien zerstört den Mythos des einst glücklichen Landes
sowie die heutigen Realitäten vor Ort. Die Ausstellung konnte dementsprechend
nicht in Partnerschaft mit jemenitischen Museen oder Fachkolleginnen und -kollegen
realisiert werden. Sie möge aber zumindest dafür sorgen, dass die Öffentlichkeit über
die Tragödie im Jemen sowie über die kulturelle Hinterlassenschaft dieses Landes
sensibilisiert wird. Wo diskutiert wird, gibt es auch Widerstand.
Als Leihgeber danke ich sehr herzlich unserem Key-Partner, dem British Museum in
London, sowie dem Ashmolean Museum in Oxford, dem Louvre in Paris, dem Museo
Nazionale d‘Arte Orientale in Rom, dem Kunsthistorischen Museum in Wien sowie
dem Royal Collection Trust in London. Besonders dankbar bin ich für die Leihgaben
aus benachbarten und befreundeten Basler Museen, dem Kunstmuseum Basel und
dem Museum der Kulturen.
Die Ausstellung wurde von namhaften Sponsoren und Stiftungen finanziert: Die
Novartis International AG, die Freiwillige Akademische Gesellschaft, die Gesellschaft
der Freunde eines Schweizerischen Orient-Museums, die Stavros Niarchos Foundation
in Monaco sowie die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich und die Donatoren
des Antikenmuseums. Ich bin diesen Geldgebern für ihre finanzielle Unterstützung
aber auch für ihr gesellschaftliches Engagement zutiefst verbunden und sehr dankbar.
Die Ausstellung ist aufgrund einer Idee von Laurent Gorgerat, dem Kurator der
Abteilung „Orient, Zypern und frühes Griechenland“, entstanden. Er hat sie
federführend zusammen mit Oskar Kaelin, Christoph Schneider und Ueli Brunner
konzeptuell umgesetzt, und dafür danke ich ihm sehr. Für die Inszenierung danke ich
dem Atelier für visuelle Gestaltung Anex-Roth in Basel. Nie ist eine Ausstellung das
Ergebnis eines Einzelnen, sondern des gesamten Teams. Dementsprechend danke
ich an dieser Stelle allen Mitarbeitenden des Antikenmuseums für diese erneut sehr
engagierte Arbeit ganz herzlich!
Dr. Andrea Bignasca
Direktor